Der Christlessee Oberstdorf liegt im Südosten von Oberstdorf, beim kleinen Weiler Gottenried. Der tiefblaue, kristallklare See friert auch bei Minusgraden nicht zu.


Zapfig kalt war es in diesem Jahr am 3. Advent. Am Tag zuvor hatte es ordentlich geschneit.
Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch war entstanden, denn der frische Schnee war auf den Bäumen gefroren.
Wir sind an der Mühlenbrücke in Oberstdorf gestartet und haben den Weg in Richtung des gefrorenen Moorweihers eingeschlagen. Von dort aus ging es dann weiter zum Golfplatz. Kurz nach dem Golfplatz gabelte sich dann der Weg. Wir haben uns für die Route rechtsseitig entlang der Trettach entschieden. Der Neuschnee knirschte unter unseren Schuhen während wir durch den verschneiten Winterwald immer weiter Richtung Ziel gingen. Plötzlich hatten wir ihn zwischen den Zweigen entdeckt, den Christlessee.

Warum friert der See niemals zu?

Gespeist wird der See von südlich gelegenen Quellen, welche Oberstdorf mit Trinkwasser versorgen. Zusätzlich befinden sich am Grund des Christlessees Karstquellen. Diese Karstquellen sorgen dafür, dass der See nie zufriert, denn dieses Quellwasser hat ganzjährig eine Temperatur von vier bis sechs Grad.


Sagenumwobener Christlessee

Ein altes Sagenbuch berichtet von folgender Geschichte:
Glasbläser von der Inselgruppe Murano nähe Venedig, sollen sich einmal im Jahr aufgemacht haben um nach besonderen Materialien für ihre Glaskunst zu suchen.

Ein schmales Männchen in merkwürdiger Kleidung soll dann immer am Christlessee Oberstdorf vorbeigeschaut haben. Es nahm immer eine Schaufel aus einem benachbarten Haus und holte feinen Schlamm aus dem See. Den Schlamm soll es dann der Sage nach getrocknet und in sein Sacktuch gepackt haben. Danach gab es die Schaufel zurück und sagte: "So, jetzt hab ich wieder auf ein Jahr genug zum Leben." Das sogenannte Venedigermännle soll neben Gold auch nach Kobalt gesucht haben. Damit wird das zum Färben von Glas genutzte Blau bereitet. Noch dringender hat das Venedigermännle wohl das Manganerz gesucht, welches zum Entfärben von Glas beziehungsweise zur Produkiton von Weißglas nötig war. Denn auf diese Glasart hatten die Venetianer das Monopol. Man brauchte es um Spiegel herzustellen.

Die Leute im Trettachtal sagen, dass das Männchen damals Goldschlamm gefunden hat, der See das Kobalt aber scheinbar nicht hergegeben hat. Das sähe man besonders im Sommer aus der Tiefe des Sees leuchten.


Zurück nach Oberstdorf

Fasziniert von diesem tollen See gingen wir zurück zu unserem Ausgangspunkt nach Oberstdorf.
Für unseren Rückweg haben wir uns für die andere Seite der Trettach entschieden.
Über Dietersberg, vorbei am Café Gruben erreichten wir schon bald die Stelle, an der die Trettach und der Oybach zusammen laufen. Ab hier war es nicht mehr weit zurück zur Mühlenbrücke.

Streckenlänge: etwa 10 km
Gehzeit: ca. 2,5 Stunden